Gut informiert ist halb gewonnen – wichtige Schritte bei der Jobsuche

Jobsuche

Sie überlegen, sich beruflich zu verändern oder sind bereits auf Jobsuche? In meinem heutigen Blogartikel möchte ich darüber schreiben, wie wichtig es ist, sich vor einer Bewerbung intensiv mit dem Unternehmen und der Position auseinanderzusetzen. 

Vorteil 1: Im Vorstellungsgespräch gibt es unter anderem zwei Fragen, die sehr häufig gestellt werden: „Warum bewerben Sie sich bei uns?“ und „Was wissen Sie über unser Unternehmen?“ Wer auf diese Fragen differenziert antworten kann, sammelt definitiv schon die ersten Pluspunkte.

Ein Tipp an dieser Stelle: Werden Sie bei Ihrer Motivation konkret! Sprechen Sie nicht nur von „…ich suche eine neue Herausforderung“ oder „die Aufgaben klingen sehr interessant und sie entsprechen genau dem, was ich mir vorstelle“ oder „…hier kann ich mit meinen bisherigen Erfahrungen gut anknüpfen…“. Dies sind schöne Einleitungen, aber dann interessiert Ihr Gegenüber, was Sie konkret motiviert und welche besonderen Aspekte der Stelle Sie reizen. Zum Beispiel: „Was mich besonders reizt, ist der starke Fokus auf den Ausbau des…..und die Zusammenarbeit mit dem Bereich…..Darüber hinaus habe ich gelesen, dass Sie in den vergangenen Jahren sehr in…..investiert haben und für die Zukunft…..planen“. Sie merken schon, je konkreter, desto besser. Überlegen Sie dafür wenn Sie sich vorbereiten: Was hat Sie wirklich angesprochen, als Sie das erste Mal von der Stelle gelesen oder gehört haben? Was gefällt Ihnen am Unternehmen usw.? Schreiben Sie es sich auf (dann aber bitte nicht im Gespräch vom Zettel ablesen ;-). Und ganz wichtig: Bringen Sie Ihre Begeisterung rüber!

Die Personalverantwortlichen des Unternehmens oder Ihr(e) zukünftige Chef(in) ziehen daraus wichtige Schlüsse. Wie groß ist Ihre Motivation tatsächlich, für dieses Unternehmen arbeiten zu wollen? Stellen Sie sich vor, Sie sind Unternehmer(in) und suchen eine(n) Mitarbeiter(in). Natürlich wollen Sie die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass dieser Mensch zukünftig gerne bei Ihnen arbeitet. Und nicht nur gerne bei Ihnen arbeitet, sondern auch gerne genau das tut, was er oder sie tun soll. Leistung ist immer ein Produkt von Wollen (Motivation) und Können (Fähigkeiten). Und auch für Sie als Mitarbeiter ist die Freude am Tun und die Motivation für ein bestimmtes Unternehmen oder Produkt eine zentrale Größe für das zukünftige Wohl und Weh des Arbeitsalltags. Wer will schon gerne nach ein paar Wochen feststellen, dass die Arbeit oder das Unternehmen gar nicht wirklich zu einem passt? Hohe Kosten, sowohl immaterielle, als auch materielle, sind meist die Folge.

Vorteil 2: Wenn Sie recherchieren, setzen Sie sich intensiv mit Ihrer Bewerbung auseinander und entscheiden aktiv, ob Sie für dieses Unternehmen arbeiten wollen oder nicht. Bewerben ist immer eine zweiseitige Entscheidung! Nicht nur das Unternehmen entscheidet sich für Sie. Sondern noch viel wichtiger: Sie entscheiden sich für das Unternehmen. Denn wie gesagt, wer will schon nach ein paar Wochen oder Monaten kündigen? Oder noch schlimmer, die Kündigung nahe gelegt bekommen? Wer will schon nach einiger Zeit merken, dass er sich mit den Werten des Unternehmens überhaupt nicht identifizieren kann? Hier fällt mir die Aussage eines Klienten ein, der zu mir in die Beratung kam, nachdem er selbst gekündigt hatte: „Irgendwie hat das Unternehmen von Anfang an nicht wirklich zu mir gepasst. Mir ist eigentlich wichtig, für ein Unternehmen zu arbeiten, das innovativ ist und auf neue Technologien setzt. Aber dort war irgendwie alles ziemlich veraltet und die neue Produktlinie kam ewig nicht in Gang. Wenn ich damals genauer hingeschaut oder nachgefragt hätte, wäre mir einiges deutlicher geworden. So waren die letzten Jahre nicht wirklich erfreulich.“

Vorteil 3: Durch Ihre Recherchen erfahren Sie eine ganze Menge auch über die wirtschaftliche Situation des Unternehmens. Wollen Sie für ein Unternehmen arbeiten, das in den vergangenen Jahren kontinuierlich Umsatzrückgänge verbucht hat und keine wirklich strategisch sinnvollen Veränderungen vorzunehmen scheint? Wie schwierig es ist, dies von außen zu beurteilen, steht auf einem anderen Blatt 😉

Hier einige aus meiner Sicht wichtige Fragen, die Ihnen vielleicht ein wenig bei der Vorbereitung helfen:

  • Wie stellt sich das Unternehmen für die Zukunft auf?
  • Welche unternehmerische Strategie verfolgt das Unternehmen?
  • Wie steht es im Vergleich zu den Wettberbern da?
  • Was tut es, um sich von den Wettbewerbern zu differenzieren?
  • Wie werden Mitarbeiter weiterentwickelt?
  • Wie hat sich die Mitarbeiterzahl in den letzten Jahren verändert?
  • Ist sie eher gestiegen, was tendenziell für ein expandierendes Unternehmen spricht oder ist die Zahl der Mitarbeiter eher gesunken? Und wenn ja, warum?
  • Wie wurde mit den Menschen umgegangen, falls es aufgrund von Umstrukturierungen zu Entlassungen kam?
  • Übernimmt das Unternehmen ein Stück gesellschaftliche Verantwortung, indem es zum Beispiel auch junge Menschen ausbildet?
  • Gibt es sonstige Initiativen zur sozialen Verantwortung?

So können Sie viel über das Wertesystem eines Unternehmens ablesen. Ich weiß, manchmal ist man einfach nur froh, einen Job zu finden und kann nicht allzu wählerisch sein. Das ist nur zu verständlich. Doch je mehr Sie wissen, umso mehr erhöhen Sie Ihre Chancen auf eine langfristig zufriedenstellende Tätigkeit.

Sie sehen, es gibt viele gute Gründe, sich vorab gut zu informieren. Doch welche Vorgehensweise macht Sinn? Hierzu ein paar Empfehlungen.

Tipp 1: Checken Sie die Website des Unternehmens. Sie ist meistens eine wahre Fundgrube an Informationen. Klicken Sie sich durch alle Menüpunkte. Manchmal verstecken sich sehr interessante Informationen in Unterseiten, wo man sie gar nicht vermutet hätte.

Tipp 2: Lassen Sie sich den Geschäftsbericht des Unternehmens schicken. Abhängig davon, wie groß das Unternehmen ist und auf welche Position/Ebene Sie sich bewerben, liefert ein Geschäftsbericht sinnvolle Informationen. Falls er nicht als Download auf der Website verfügbar ist, können Sie sich an die Abteilung PR/Kommunikation oder an die Zentrale wenden. Unternehmen sehen dies oft als Zeichen von besonderer Motivation eines Bewerbers. Sagen Sie ruhig, dass Sie sich optimal auf das Vorstellungsgespräch vorbereiten wollen.

Tipp 3: Recherchieren Sie weiter im Netz. Lassen Sie sich nicht von so manchen vollmundigen PR-Broschüren des Unternehmens täuschen, sondern beziehen Sie unbedingt externe Quellen mit ein. Bei kleineren oder mittelständischen Unternehmen reicht als Suchbegriff im Internet meist der Name des Unternehmens. Je nach Größe des Unternehmens müssen Sie die Suchergebnisse weiter filtern. Zumindest auf den ersten Suchmaschinenseiten finden Sie eine Menge Informationen, in welchen Zeitungen, Zeitschriften, Branchennachrichten etc. das Unternehmen auftaucht. Dort können Sie dann gezielt weiter suchen.

Tipp 4: Informieren Sie sich bei Unternehmens- und Branchenverbänden. Die Industrie- und Handelskammer oder Branchenverbände liefern oft weitere wertvolle Informationen über die Branche, Wettbewerber, Zukunftstrends etc. So erhalten Sie einen „Blick über den Tellerrand“, bereichern Ihre Zielfirmenliste und gehen umfassend vorbereitet in das Vorstellungsgespräch.

Tipp 5: Fragen Sie im Familien- und Freundeskreis nach. Wenn Sie jemand kennen, der in dem Unternehmen arbeitet oder einmal gearbeitet hat, umso besser! Hier bekommen Sie meistens die besten Informationen, weil diese sehr viel tiefer gehen als öffentliche Publikationen.

Tipp 6: Checken Sie Ihr weiteres Netzwerk. Falls Sie niemanden direkt kennen, der in dem Unternehmen arbeitet, fragen Sie trotzdem in Ihrem Freundeskreis und in der Familie nach, ob jemand jemanden kennt, der dort arbeitet. Oder jemanden kennt, der jemanden kennt, der dort….,na, ja, Sie wissen schon. Meistens sind Menschen sehr offen, wenn man Ihnen mit ehrlichem Interesse entgegen tritt.

Tipp 7: Bereiten Sie sich gründlich auf das „Informationssammelgespräch“ vor. Machen Sie sich eine Liste mit Fragen, die Sie dem Bekannten stellen wollen. Je weniger Sie sich direkt kennen, umso mehr schätzt diese Person wahrscheinlich einen zeitlich effizienten Dialog. Und auch Sie wollen sicher nicht fünf Mal nachtelefonieren, weil Ihnen später doch noch etliche Fragen einfallen. Je nachdem, wer ihr Gesprächspartner ist und wie offen Sie nach Schwachstellen fragen wollen, können Sie das Ganze auch etwas indirekter in der Art formulieren: „Falls Sie oder Ihre Kollegen etwas im Unternehmen/Ihrem Arbeitsplatz/an der Unternehmenskultur etc. ändern könnten, was wäre es?“

Tipp 8: Nutzen Sie im Bewerbungsgespräch die Chance, Fragen zu stellen. Bereiten Sie auch diese gut vor. Als Personalerin war ich oft überrascht, wie häufig Bewerber gar keine oder sehr wenige Fragen stellen. Und von Klienten in der Beratung weiß ich, dass manche diesem Gesprächsteil keine Bedeutung beimessen oder unsicher sind, ob sie Fragen stellen dürfen oder müssen. Meine Meinung: Sie müssen nicht. Aber Sie dürfen und sollen! Denn mit jeder Antwort erhalten Sie wichtige Informationen für Ihre Entscheidung. Wenn ein Unternehmen darauf nicht eingeht, können Sie selbst Ihre Schlüsse daraus ziehen. Und auch wenn sicherlich das eine oder andere Thema erst im Arbeitsalltag auftaucht, so können Sie zumindest vorab einige Risiken abklären bzw. Chancen erhöhen.

Ich könnte noch viel schreiben, belasse es aber bei dieser Auswahl an wichtigen Punkten. Und ganz wichtig: natürlich gibt es zu all diesen Punkten nicht die eine und einzige Wahrheit, sondern vieles hängt von der individuellen Situation ab.

An dieser Stelle möchte ich mit den Worten eines Klienten über die Bedeutung, sich bei der Jobsuche  gut zu informieren, enden. Er meinte: „Früher habe ich mich immer nur über die jeweilige Stelle informiert. Im Laufe meines Berufslebens habe ich gemerkt, dass der Ort, wo ich arbeite, genauso wichtig  – wenn nicht sogar wichtiger ist. Die Art des Unternehmens, seine Menschen und seine Kultur müssen einfach passen. Erst dann bin ich gut in meiner Arbeit.“

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen bei Ihren Recherchen und auf Ihrem beruflichen Weg von Herzen alles Gute und viel Erfolg!

Ihre Elke Wagenpfeil

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